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Von morgens bis abends auf der Maschine
Türkei, Marokko, Tunesien: Viele Urlauber kennen von diesen Reisezielen kaum mehr als Luxushotels und feine Sandstrände. Nicht so Hans Herold. Weil er "Land und Menschen in ihrer Ursprünglichkeit" erleben möchte und gerne Enduro fährt, reist der Wolfratshauser abseits von Touristenpfaden ins karge Innere der Länder. Jedes Jahr schwingt sich der Inhaber eines Motorradgeschäftes auf seine Maschine und begibt sich mit einer Gruppe von reiselustigen Zweiradfans auf Tour. Kürzlich war der 47-Jährige in Marokko. "Ich habe so viele Eindrücke von der Fahrt, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll", erzählt Herold. 2000 Kilometer in zwölf Tagen von Marrakesch durchs Atlasgebirge bis an die algerische Grenze und zurück liegen hinter ihm und seinen Reisegefährten. "Die Landschaft ist sehr vielseitig, von kargen Steinwüsten und Sanddünen über total grüne Flecken bis fruchtbare Oasen. Und in manchen Ecken schaut's aus wie bei uns an der Isar, nur mit Palmen."
Begleitet wurde die 15-köpfige Gruppe durch einen geländegängigen Lkw, um im Fall einer Panne Sicherheit zu haben. "Das war nötig, weil wir auch durch ganz verlassene Gegenden gefahren sind". Gesteuert wurde das Versorgungsfahrzeug, das auch die Krafträder nach Marokko transportierte, von Holger Roth. Herold: "Der ist ehemaliger Paris-Dakar-Rallyefahrer und ein echter Afrika-Kenner."
Roths Idee sei es auch gewesen, "dass wir Spielzeug, Kleidung und Medikamente mitnehmen und verteilen". Die Armut, die den Reisenden in den einfachen Bergdörfern und Wüstenregionen begegnete, sei "erschütternd" gewesen. Herold: "Die Leute leben dort sehr elend. Viele Kinder haben nicht einmal Schuhe." Immer wieder habe ihn erstaunt, "wie die Menschen aus den einfachsten Verhältnissen das Beste machen". Ihr Erfindungsreichtum beeindruckte ihn: "In den Städten machen sie Eimer aus alten Reifen und schlachten kaputte Autos bis zum letzten Stück aus."
Sobald die Gruppe anhielt, dauerte es nicht lange "bis ein paar Kinder angelaufen kamen, auch wenn wir mitten im Nirgendwo waren". Neugierig, aber nicht aufdringlich schauten sie die Motorräder an und fragten nach Bonbons. Herold: "Auch unsere Müsliriegel waren sehr beliebt und wenn wir nach dem Weg fragten, wollten die Kinder ihn uns selbst zeigen, damit sie ein bisschen mitfahren können."
Anstrengend sei der Trip schon gewesen. Von morgens bis abends auf der Maschine sitzen, dabei Wind und Sand ausgesetzt sein und abends statt Badewanne, Buffet und Bett im Luxushotel ins Zelt kriechen: Urlaub stellen sich die meisten anders vor. Den Reiz an seiner Art zu reisen beschreibt Hans Herold so: "Neben dem Spaß am Fahren kommt man in Gegenden und trifft dort Leute, die man mit dem Pauschaltourismus nie erreicht hätte." Sein Traumziel: "Chile oder Peru, aber das wäre wegen der Entfernung sehr aufwändig. Wahrscheinlich wird es nächstes Jahr eher Libyen oder Algerien."
- Marion Bischof